Die Immobiliensituation am Gardasee ist angespannt, aber dennoch nicht heterogen. Ganz im Gegenteil: Derzeit weist der Gardasee eine klassische Zweiteilung auf, die zwischen dem Ost- und Westufer besteht.
Der Genuss des italienischen La Dolce Vita auf der einen sowie steigende Arbeitslosigkeit und hohe Staatsverschuldung auf der anderen Seite – Freud und Leid liegen in der italienischen Urlaubsregion dicht beieinander. Für lange Zeit zeigte das geringe wirtschaftliche Wachstum in Italien auf die Urlaubsregion am Gardasee keine Auswirkungen – doch diese Zeiten sind vorbei.
Ein ungleiches Angebots-Nachfrage-Verhältnis auf italienischer Seite
Vor allem auf der italienischen Seite zwischen den Luxus-Orten Sirmione im südlichen Teil sowie Gardone Riviera am Westufer herrscht auf dem Immobilienmarkt eine große Flaute. Hier residier(t)en vor allem italienische Zweitwohnungsbesitzer, die die wirtschaftlichen Probleme des Landes hautnah zu spüren bekamen bzw. bekommen. Da die Geschäfte der wohlhabenden Unternehmen nicht in jedem Fall gut laufen und italienische Banken immer weniger Geld verleihen, müssen Immobilienbesitzer immer häufiger ihren Zweitwohnsitz verkaufen. Diese Entscheidung wird Besitzern der Immobilien zusätzlich erleichtert, seitdem das Land Italien die Immobiliensteuern für Zweitwohnsitze erhöht hat. Um Kosten zu sparen, steigt die Zahl angebotener Immobilien, während die Zahl zahlungsfreudiger Italiener am Gardasee stetig sinkt.
Deutsche und Österreicher dominieren den Immobilienmarkt auf der Ostseite
Wesentlich erfreulicher ist die Immobiliensituation am Ostufer des Gewässers. Österreichische und deutsche Investoren genießen vor Ort die entspannte Atmosphäre des Gardasees – eine Wirkung, die sich in der hohen Nachfrage sowie den hohen Preisen für Immobilien widerspiegelt. Aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung durch die Brenner-Autobahn ist der Gardasee ab Innsbruck oder München schnell erreicht. Neben der Sehnsucht nach ‚Bella Italia’ gelten Wohnobjekte am Ostufer des Gardasees als inflationssichere Geldanlagen. Da auf hiesigen Immobilienmärkten gähnende Leere herrscht, halten private Investoren auf der anderen Seite der Alpen Ausschau und begeben sich auf die Suche nach Renditeobjekten in attraktiver Lage. Da sich die Regionen um Lazise, Bardolino sowie Garda als besonders wertstabil erweisen, ist die Nachfrage an Immobilien in diesen Regionen ungebrochen. Ferienhäuser des Luxussegments wechseln für bis zu fünf Millionen Euro den Besitzer. Die Quadratmeterpreise für Appartements belaufen sich auf etwa 5.500 Euro pro Quadratmeter. Ob Ferienunterkünfte als Objekte der Spitzenklasse betrachtet werden, hängt hauptsächlich von der Lage der Immobilien ab. Seeblick ist bei Domizilen am Gardasee Gold wert und erhöht das Preisniveau der Objekte um etwa 30 bis 50 Prozent.
Ein deutlicher Crash der Quadratmeterpreise ist dennoch in weiter Ferne
Der Blick auf die Zahlen offenbart, dass die Immobilienpreise trotz der kritischen Lage am Westufer zeitnah nicht drastisch sinken werden. Im Regelfall sind die Preise der Immobilien am Westufer um etwa fünf bis zehn sowie in Ausnahmefällen um 20 Prozent gesunken. Der Preis für Luxusobjekte ist hingegen konstant. Angaben der Handelskammer von Brescia zufolge wechseln TOP-Immobilien in Desenzano oder Sirmione aktuell für 7.500 bis 8.500 Euro pro Quadratmeter den Besitzer. Am Westufer werden in gefragten Lagen Quadratmeterpreise von bis zu 5.800 Euro erreicht, während im Hinterland oder nahe Manerba del Garda Quadratmeterpreise von rund 2.000 Euro gelten. Andere Regeln herrschen hingegen beim Neubau, da Bauland am Gardasee mittlerweile Mangelware ist. Generell zeichnet sich ein Trend ab, dem zufolge höhere Energiestandards unerlässlich sind. Obwohl Italien Wohnhäuser in die Kategorien ‚A+’ bis ‚G’ unterteilt, sind im Gardasee ausschließlich Häuser der Kategorien ‚A’ bis ‚C’ zugelassen. Ab 2015 dürfen nur noch Häuser der Kategorie ‚A’ erbaut werden. Da der Fokus aufgrund des Mangels an Bauland jedoch nicht auf Neubauten liegt, fokussiert sich der Immobilienmarkt auf die Sanierung älterer Häuser. Wer sein Geld effektiv anlegen und investieren möchte, sollte am Gardasee nicht vor dem Erwerb von Luxusobjekten zurückschrecken. Äußerst risikobehaftet sind Immobilien auf Grundstücken, die mehr als fünf Kilometer vom Gardasee entfernt sind. Diese Objekte entziehen sich den Marktmechanismen des Gardasees komplett.
Organisatorische Aufwendungen halten sich für EU-Bürger in Grenzen
Wer von der Immobiliensituation am Gardasee profitieren möchte oder generell über den Erwerb einer hiesigen Immobilie nachdenkt, wird als deutscher Staatsbürger vor keine großen organisatorischen Herausforderungen gestellt. Jedem EU-Bürger steht es frei, innerhalb der Europäischen Union Immobilien zu erwerben. Dennoch sind Interessenten gut beraten, auf grundsätzliche Aspekte des Immobilienkaufs Acht zu geben. Beispielsweise hat die Praxis gezeigt, dass zahlreiche Wohnobjekte (auch mit Seeblick) häufig nicht zu derart hohen Preisen verkauft werden, wie diese bei ersten Inseraten gefordert werden. Dennoch muss der Verkaufspreis mit der persönlichen Bonität übereinstimmen. Zusätzlich ist eine Überprüfung der Grundrisse mit den Grundbucheintragungen sowie eine Kontrolle etwaig bestehende Grundbucheintragungen dringend empfehlenswert. Die Höhe der Notarsgebühren sowie die Höhe der Grundbucheintragungen sowie Maklerprovision muss ebenfalls in die Kaufentscheidung einbezogen werden. Zudem sollten Investoren unbedingt auf einen zweisprachig angefertigten Kaufvertrag bestehen. Ebenso ausschlaggebend ist der Zustand der Ferienunterkunft, der sich beispielsweise im Baujahr sowie der Wertigkeit der Elektrik und der Heizung widerspiegelt.